Die Oberlausitz mit Görlitz, Bautzen und Zittau Reise mit Prof. Gottfried Kiesow, Wiesbaden vom 23. bis 26. Juni 1998
Die Landschaft: Die Lausitz Wo liegt die Lausitz? Am einfachsten erklärt, ist sie die Südostecke des heutigen Deutschlands, also im Dreieck der Staaten Deutschland, Polen und Tschechien. Diese Landschaft gliedert sich in die Niederlausitz, die zu Brandenburg gehört, und die Oberlausitz, welche den östlichsten Teil von Sachsen bildet.
Von 1002 bis 1031 gehörte das damalige „Land Budissin" zu Polen; 1158, von neuem 1320 und 1329 fiel es an Böhmen. Um 1200 setzte unter böhmischer Verwaltung die große deutsche Kolonisation ein.
Die Niederlausitz kam 1136 an die wettinischen Markgrafen von Meißen, 1303 an Brandenburg und 1368 ebenfalls an Böhmen. Im Prager Frieden von 1635 wurden beide Lausitzen an Kursachsen abgetreten. Durch den Wiener Kongress kam 1815 die Niederlausitz und die Hälfte der Oberlausitz an Preußen. In Folge der „Oder-Neiße-Grenze" kam 1945 der östliche Teil an Polen. 1 .
Bild rechts: Umgebindehaus in Oybin
Die Oberlausitz In der Oberlausitz bestimmen löss-bedeckte, landwirtschaftlich genutzte Landstriche, lange in höheren Lagen bewaldete Bergrücken und flache Talungen die Landschaft. 2 Grob gesehen verstehen wir unter der Oberlausitz alle Berg- und Hügelländer und Gefilde zwischen der Elbe und der Neiße ohne das Zittauer Gebirge. 3 Dieses liegt im Südosten, gehört teilweise zu Tschechien, und hat Erhebungen von fast 800 Metern.
Die Sorben Bereits ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. leben Sorben, die Milzener, hier. Sie sind einer der west-slawischen Stämme, die allgemein unter dem Sammelnamen Wenden bekannt sind und bis Ostholstein, zur Elbe und Saale siedelten. Aus ihrer Sprache stammt das Wort Luciza, das soviel wie Sumpfland bedeutet. 4 Wir unterscheiden zwei Schriftsprachen: Das Nieder-Sorbisch aus dem Raum Cottbus (näher dem Polnischen verwandt) und das Ober-Sorbisch aus dem Gebiet um Bautzen (mehr dem Tschechischen ähnlich). 5 Heute sprechen noch rund 60.000 Menschen Sorbisch. (Rechts im Bild: Blick auf Bautzens Türme hoch über dem Spree-Tal)
Die Dörfer mit Umgebindehäusern Mit einem Reisebus aus Bautzen sind wir über Land gefahren. Eine besondere Hausform ist uns dabei Hunderte Male begegnet: Das Umgebindehaus. Es ist laut Prof. Kiesow bis nach Thüringen und Schlesien, nach anderen Quellen bis Nordböhmen 6 verbreitet. Es handelt sich dabei um ein Massivhaus, bei dem das Obergeschoss von einem Rahmen aus Pfosten, Riegeln und Kopfbändern getragen wird, der die Blockstube umgibt. Das Obergeschoss ist meist in der Fachwerkbauweise ausgeführt, während die Stube gleichsam wie ein Kasten in die Ständerkonstruktion hinein gesetzt ist („Umschrot"). Es gibt giebelseitige, dreiseitige und allseitige Umgebinde. Die meisten Umgebindebauten sind zwischen 1780 und 1850 entstanden.
Die mitunter zu hörende Aussage, die Blockstube solle Lärm und Erschütterungen der Webstühle dämpfen, wird von Prof. Kiesow verneint. Diese Bauform ist auch in Landstrichen anzutreffen, in denen es keine Textilverarbeitung gegeben hat. Er vermutet dagegen, dass die fränkischen Siedler die Blockhäuser von der slawischen Bevölkerung übernommen und - weil sie stets zweistöckige Bauerhäuser bauen - mit einem statisch unabhängigen Obergeschoss überbaut haben. Diese Bautradition hat sich dann fortgesetzt.
Besonders viele Umgebindehäuser, teilweise mit Schiefer bzw. Schindeln verkleidet, findet man in Waltersdorf und in Obercunnersdorf. In Eibau haben wir einen total instand gesetzten Faktorenhof besucht. Was ist ein Faktor? Der Faktor hat - neben der Weberei - zwei besondere Aufgaben: die Weber mit Material zu versorgen und die Tuche zu vermarkten. Er ist also Kaufmann.
Den Hof in Eibau hat Gottlob Schäfer errichten lassen, der sogar bis nach Übersee handelte. Das Anwesen blieb im Familienbesitz bis 1972, kam dann an die LPG, wurde rückübereignet und 1994 an die Gemeinde verkauft.
Auf dem Haus liegen noch die originalen Dachziegel, auch die Backsteine der Ausmauerung des Fachwerks im Obergeschoss sind die alten. Geht man hinein, kommt man nach links in eine Bohlenstube, die von außen jedoch vorgemauert ist. Das Haus ist also ursprünglich ein Umgebindehaus. Oben (im Bild eine bemalte Holzdecke) befindet sich ein Trauzimmer und im Anbau ein hübsches Hochzeits-Appartement. Hinter dem Trauzimmer ist eine originale Wärmestube mit seltenen vertikalen Schiebe-Fensterläden innen. Unten sind von der Diele aus noch Volleisentüren zu den anderen Räumen vorhanden.
Wir haben die kulinarischen Fähigkeiten der Wirtsleute probiert mit Tafelspitz oder Hacksteak, welche uns in der ehemaligen Scheune aufgetragen wurden. Dazu tranken wir das Eibauer Dunkelbier, das vorzüglich schmeckte, wie wir zuvor bei einer Verkostung schon feststellen konnten.
Die Rückfahrt ging durch Herrnhut, einer Kleinstadt mit 1.900 Einwohnern. Hier siedelte 1722 der Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf mährische Exulanten an. Im Jahr darauf wurde für die Brüdergemeinde ein Ortsstatut erlassen, das die Lebensgrundsätze festlegte. Verschiedene Gewerbe, der Anbau von Heilpflanzen und Erziehungsinstitute bildeten die wirtschaftliche Grundlage. Der Wohlstand drückt sich in stattlichen Wohnbauten aus. 7
Der Berg Oybin Der Oybin gehört zum Zittauer Gebirge und ist 518 Meter hoch. Zu ihm gehört ein Kur- und Wintersportort. Auf dem Berg thronte schon seit Alters her eine Burg, mit der der Fernhandelsweg „Via Regia" von Italien bis Stettin bzw. bis Nowgorod bewacht werden konnte. Diese Burg wurde 1281 zerstört, weil die Besatzung der Wegelagerei beschuldigt worden war. Heinrich von Leipa hat sie wieder aufgerichtet. Kaiser Karl IV. - großer Bauherr in Prag mit der Universität, dem Veitsdom und der Moldaubrücke, auch der St.-Barbara-Kirche in Kuttenberg - siedelte den Orden der Cölestiner an, den er vom Papstsitz in Avignon mit brachte.
Dieser Ableger der Benediktiner hatte in Deutschland 20, in Italien 96 Klöster. Die Kirchenruine (links im Bild, rechts ist die Burg) wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. Die Ostwand besteht aus anstehendem Fels, die Lanzettfenster im Chor ragen steil auf. Der schöne Rundweg um den Berggipfel dauert 20 Minuten.
Etwas über dem Fuß des Sandsteinberges steht direkt vor der Felswand die Bergkirche. Man betritt das Langhaus vom Giebel her und findet die Bankreihen den Hang absteigend vor. Der Innenraum wird von zwei Emporen geprägt, die original farbig bemalt sind. Insbesondere wird das Vaterunser an der unteren Empore bildlich und schriftlich dargestellt (Foto rechts). An den hölzernen Emporen findet man einen sog. „Bohnen-Marmor", wegen der runden Tupfen so genannt. Pastor Egger, der spätere sächsische Innenminister, hat hier gepredigt.
Der Gusseiserne und eine Villa
Nahe Löbau steht auf einem bewaldeten Gipfel ein Turm aus gusseisernen Normteilen. Er wurde vom Bäckermeister Friedrich August Bretschneider jun. 1854 errichtet. Nach 60, 90 und 120 Stufen erreicht man je eine Galerie, von wo aus ein herrlicher Rundblick zu genießen ist. Die Sicht soll bis zur Landkrone bei Görlitz, 17 Kilometer entfernt, bzw. bis nach Bautzen zur anderen Seite, 21 Kilometer und weiter, reichen.
Vor Löbau besuchten wir eine sonderbare Villa, das Haus Schminke. Sie ähnelt einem Passagierdampfer. Das Haus entstand in der Zeit des „Neuen Bauens, kann aber nicht direkt dem Bauhaus-Stil zugeordnet werden. Von 1930 - 33 wurde es vom Architekten Hans Scharoun für die Fabrikanten-Familie Fritz Schminke entworfen und gebaut. Im Haus wurden viele neue Ideen umgesetzt: „Scheidung von Wohn-, Schlaf- und Wirtschaftsabteilung, starke Maßunterschiede der Wohn- und (kleinen) Schlafräume, die Vereinigung verschiedener Wohnfunktionen in einer Raumeinheit, die Form des Wohnraums, die Weite über das Begrenzte hinaus fühlen lässt, weitgehende Einbeziehung der hier besonders schönen Landschaft." So hat das Haus große Fensterflächen und nicht weniger als neun Außentüren.
1946 musste Fritz Schminke die DDR verlassen, weil ihm vorgehalten wurde, die Wehrmacht mit Teigwaren beliefert zu haben. Seine Frau betrieb bis 1951 ein Erholungsheim für Kinder bombengeschädigter Familien. Danach wurde es Klubhaus der FDJ, anschließend Kreispionierhaus. Die Erben verzichteten 1993 zu Gunsten der Stadt Löbau. Die „Wüstenrot-Stiftung" hat 1999 - 2000 das Gebäude für 2,8 Mio. DM saniert. Wo so viel Geld geblieben sein soll, war uns ein Rätsel, auch wenn die Betonplatte stark korrodiert war. Auf Wärme dämmende Fenster wurde ebenso verzichtet wie auf die farbigen Anstriche bzw. originalgetreue Lampen oder Möbel. Der Förderverein Freizeitzentrum e.V. betreibt das Haus. Allerdings wird ihm im September das Geld ausgehen, weil rund 800 Euro monatlich an Betriebskosten aufzubringen sind. Die Führerin sagte, der Oberbürgermeister stehe nicht zum Haus.
Die Städte Der Oberlausitzer Sechsstädtebund Dieser Landfriedensbund wurde am 21. August 1346 von Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban (heute Lubán, Polen), Löbau und Zittau ins Leben gerufen. Nicht länger wollten die wohlhabenden Bürger und Patrizier dem Tun der Raubritter und gesetzlosen Gesellen wehrlos zusehen. Sie schlossen ein Schutz- und Trutzbündnis. Gemeinsam sollten fortan die Handelswege vor räuberischen Rittern geschützt und die politische Macht gegenüber dem Adel verstärkt und ausgebaut werden. Neun Jahre später wurde der Bund auch von Kaiser Karl IV., der als König von Böhmen auch Markgraf der Oberlausitz war, anerkannt. 8
Die Vereinbarung verpflichtete die Städte, sich gegen Mörder und Räuber zu helfen. Wer in einer der Städte geächtet war, fiel auch in die Acht der übrigen. Der Kaiser ermächtigte den Bund 1355, dem Landfrieden schädliche Burgen einzunehmen und abzubrechen; neue Burgen durften ohne seine Einwilligung nicht mehr entstehen (!).9 1353 wurden die Kosten gemeinsamer Unternehmungen geregelt: Auf Görlitz als das reichste und mächtigste Mitglied entfielen drei von neun Teilen, auf Bautzen und Zittau je zwei.
Dieses gemeinsame Vorgehen verhalf den Bündnisstädten zu Aufschwung und Ansehen vom 14. bis 16. Jahrhundert. Die sicheren Handelswege mehrten den Reichtum der Städte, Zolleinnahmen füllten die Geldsäckel zusätzlich. Argwöhnisch betrachteten lausitzische Adlige und der Böhmenkönig die Entwicklung seit 1517. Hatte doch die reformatorische Lehre Martin Luthers hier eine große Anhängerschaft gefunden. Als die Gegenreformation einsetzte, bekam das auch die Lausitz mit dem „Pönfall", einem folgenschweren Strafgericht, im Jahre 1547 zu spüren. Viele Rechte und Privilegien wurden den Städten genommen. Mit der Teilung der Oberlausitz im Wiener Kongress war das Schicksal des Bündnisses besiegelt, so dass 1868 auch das (sächsische) Vierstädtebündnis verschwand.
Görlitz In der Bundesrepublik Deutschland ist Görlitz die östlichste Stadt. Hier verläuft der 15. Breitengrad, hier stimmt die Mitteleuropäische Zeit genau. Oder: „Görlitz ist die Stadt, wo in Deutschland die Sonne aufgeht", wie die Werbung sagt.
Görlitz hat heute 62.000 Einwohner 10, war schon 1871 zur Reichsgründung mit 47.000 Einwohnern groß und erreichte 1949 in Folge des Flüchtlingsstromes über 100.000 Einwohner. Der ehemalige Ostteil der Stadt, mit rund 37.000 Einwohnern, getrennt durch die Neiße, heißt heute Zgorzelec und gehört zu Polen. Die Görlitzer wollen Schlesier sein, keine Sachsen, daher „Wir in Sachsen" als Motto.
Prof. Kiesow prognostiziert, Görlitz werde 2050 eine blühende Stadt sein, vorher nicht. Offene Grenzlagen waren überall vorteilhaft, alle Länder in der Europäischen Union haben prosperiert. Zur Zeit gäbe es aber nur zwei zukunftsträchtige Berufe: Konkursverwalter und Betonsanierer, wie er sarkastisch anfügt. (Im Bild links: spätgotisches Schulterbogenfenster)
Die Stadt Görlitz war in der DDR zwar „enorm runter gekommen", wie Prof. Kiesow es nannte, jedoch habe der Dresdner Denkmalschutz mit Prof. Löffler u. a. schützend seine Hand darüber gehalten. Die Denkmalpfleger in der DDR waren sehr gut, insbes. in Dresden, aber ohne politischen Einfluss. Sie durften nicht einmal einen Aktenvermerk schreiben, wenn eine Kirche abgerissen wurde. Es gab ein Kirchenbauprogramm über 80 Mio. Mark, wobei zwei Ostmark in eine D-Mark getauscht wurden (Anmerkung: Bei Konsumgütern bis zu 5,60 Ostmark). Eine Handwerkerstunde kostete 15 Mark, heute das Zehnfache. Insbesondere Eckbauten mussten vorerst erhalten werden. So wurde nur eine kleine Fläche mit geringwertiger Bausubstanz abgeräumt, die aber leer bleiben kann.
Der erste wie der letzte Tag unserer Studienreise war ganz Görlitz gewidmet. Um diese bewundernswerte Stadt ganz kennen zu lernen, reichen aber zwei Tage noch lange nicht aus. Die meisten Teilnehmer hatten, auch wegen der langen Anreise, eine „Vornacht" bzw. eine „Nachnacht" im guten Hotel Tuchmacher 11 angehängt.
Wir empfanden die Stadt, deren Ehrenbürger seit 1995 Prof. Gottfried Kiesow ist, mit ihren vielen (fast allen) liebevoll restaurierten und sanierten alten Häusern als sehr wohltuend. Die 4.000 Bauwerke aus der Spätgotik und Renaissance, aus Barock, Gründerzeit und Jugendstil prägen das Stadtbild ebenso wie die zahlreichen Türme und Reste der Wehranlagen. 12
Die Peterskirche Wir begannen unseren ersten Rundgang gleich neben dem „Tuchmacher" mit der größten und höchstgelegenen Pfarrkirche St. Peter und Paul. Auf einer Felsenerhebung thront sie über dem Neißetal und beherrscht mit ihrem Kupfer gedeckten Hochdach und dem weithin sichtbaren Turmpaar den historischen Altstadtbereich. 13
Der Burgberg war schon in frühgeschichtlicher Zeit von einer Fluchtburg oberhalb der 1071 von Kaiser Heinrich IV. dem Bistum Meißen geschenkten „Villa Gorelic", ehemals königliches Tafelgut, bebaut. Siedler aus Franken, Thüringen und der Mark Meißen kamen als Tuchmacher und Tuchhändler und gründeten die Stadt Görlitz, die sich im Gegensatz zum Dorf, das um die alte Pfarrkirche St. Nikolai lag, nun auf dem alten Burgbereich entfaltete. In dessen Schutz wurde zwischen 1225 und 1235 eine dem Apostelfürsten Petrus geweihte Kirche erbaut.
Wir betraten zuerst die Georgenkapelle, die Unterkirche unter dem Hallenchor, die einer der schönsten Räume der Spätgotik in Deutschland genannt wird. Sie wird zu Recht Unterkirche genannt mit ihren drei Apsiden. Der Bau, Grundsteinlegung war 1423, dieser zweiten Kirche - unter Weiternutzung des Vorgängers - verzögerte sich durch die Hussitenkriege. Aber auch ein Hangabsturz musste durch den Neuaufbau der Stadtmauer bewältigt werden.
Die Oberkirche lässt ganz klar den Prager Stil der Peter-Parler-Bauhütte erkennen, der sich in Folge der Hussiten-Vertreibung europaweit verbreitete. Von außen sozusagen als „Stufenhalle" wirkend stehen innen die schlanken Pfeiler weit auseinander und lassen einen Eindruck eines „Waldes von Stützen" aufkommen. Die Rippen wachsen wie Palmwedel aus den Stützen, es gibt keine Kapitelle, keine Joche. Der Raum mit seinen fünf Schiffen ist 72 Meter lang, 39 Meter breit und 24 Meter hoch. Die höchste Hallenkirche überhaupt hat 27 Meter, mehr lässt die Statik nicht zu.
Die Pfeiler sind aus Naturstein durchgemauert, ohne Füllung in einer Schale wie sonst, um die Lasten überhaupt tragen zu können. So hielt das Gewölbe einem Brand von 1691 Stand, während Dächer und Turmhelme vernichtet wurden.
In der Innenausstattung gefallen der barocke Altar-Retabel aus Sandstein und unpoliertem Marmor und die Sandstein-Kanzel von 1693. Gegenüber steht die Sonnenorgel, nur ihr Prospekt ist alt. Ihren Namen hat sie von den kreisförmig angeordneten Flöten. Die Südempore diente dem Chorgesang.
Die Görlitzer Peterskirche ist in ihrer Weiträumigkeit und ihrer Wölbung der östlichste Exponent der großen obersächsischen Hallenkirchen, zugleich aber auch in ihrer Anlage ein Hauptvertreter ostdeutscher Spätgotik, ein stolzes Denkmal der Stadt auf dem Höhepunkt ihrer spätmittelalterlichen Machtentfaltung (Ernst-Heinz Lemper). 15
Nur hier ist die Stadtmauer noch erhalten, weil sie die Kirche stützt. Überall anderswo wurde sie im 19. Jahrhundert von Bürgermeister Demiani abgebrochen.
Die Dreifaltigkeitskirche Die Mönche des Franziskaner-Ordens begannen 1234 vor den Toren der Stadt mit dem Bau eines Klosters und einer Kirche. Dieses Gotteshaus wird auch Klosterkirche, Mönchskirche, Oberkirche und Franziskanerkirche genannt. Der erste Bau war sehr schlicht, denn nach der Ordensregel des Hl. Franz von Assisi mussten nicht nur die Mönche, sondern auch die Kirche selbst arm sein. Nach 1371 entstand an Stelle des romanischen ein gotischer Chor. Der Bogen in der Zwischenwand zum Kirchenschiff blieb aber erhalten; die Wandmalereien daran sind aber erst hundert Jahre alt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Barbara-Kapelle gebaut, an das Kirchenschiff als Seitenschiff die Katharinen-Kapelle.
In der Barbara-Kapelle steht der aus dem Chor versetzte Hochaltar, die „Goldene Maria" von 1510 (nicht die Jahrezahl wie am Altar). Er gilt von der künstlerischen Qualität her als der wertvollste Schnitzaltar der Spätgotik im Görlitzer Raum - ein Meisterwerk voll inniger Schönheit. 16 Maria steht auf dem Mond, als Zeichen des Sieges über das Böse. Der Altar hat Innen- und Außenflügel, die während der Passionszeit geschlossen wurden. Vor der Erfindung des Klappaltars wurde der Chorraum mit einem Fastentuch verhängt.
Gegenüber, am Mittelpfeiler, finden wir „Christus in der Rast" (Bild vorige Seite). Dieser Schmerzensmann widerspiegelt eine anrührende Innerlichkeit, deren Ruhe sich auch dem hektischen Menschen der Gegenwart mitteilt.
Der bleistifthaft schlanke, seitlich angebaute Turm könnte früher ein Verteidigungsturm der alten Stadtmauer gewesen sein, bevor diese um 1250 nach Westen erweitert wurde. Erweiterungen der Stadtmauern waren sehr selten, es gab sie außer hier nur in Nördlingen. Günstiger waren die Verdichtung, z. B. über mehr Geschosse (bis zu 12 in Edinburgh), die Hofbebauung und insbes. Vorstädte mit selbständigen Räten.
Das Kloster selbst wurde abgebrochen, auf den Rat auch von König Friedrich-Wilhelm IV. von Preußen wurde nicht gehört. Dort wurde ein Gymnasium errichtet. In einem Nebenraum wurden wir von Mitgliedern der Kirchengemeinde mit Kaffee und vorzüglichem Kuchen bewirtet, was wir den christlichen Brüdern und Schwestern mit großzügigen Spenden belohnten.
Die Frauenkirche Auf den Restfundamenten einer alten Sühnekapelle entstand von 1431 bis 1494 vor den Toren der mittelalterlichen Stadtbefestigung als dreischiffige Halle mit lang gestrecktem Chor und anmutiger spätgotischer Einwölbung. 17 Zu den Stiftern solcher Kapellen meinte Prof. Kiesow, diese waren, wie auch die des Naumburger Doms, alle Verbrecher. Ihre Frauen mussten zur Fürbitte ins Kloster, nicht wegen ihrer Versorgung.
Das charakteristische Fischblasen-Maßwerk, der sog. „Wirbelschnäuz", prägt die spätgotischen Fenster. Dem Vorsitzenden der Denkmalschutz-Stiftung gefällt nicht, dass einige Skulpturen „buntig" gestrichen wurden. Dies sei eine Leidenschaft der sächsischen Denkmalpfleger für Farben. Die Verhinderung von Verlusten gehe ihm vor.
Die Nikolaikirche und Jakob Böhme
An der Kirche, auf einem Hang, liegt die eindrucksvolle Begräbnisstätte mit barocken Grufthäusern sowie etwa 400 frei stehenden und liegenden Grabmalen. Wir gingen über den Friedhof bei Regen - und damit in der passenden düsteren Stimmung.
Als ältestes Gotteshaus in Görlitz, dessen Vorgängerbauten sich bis um 1100 zurück verfolgen lassen, liegt die Nikolaikirche außerhalb der mittelalterlichen Wehrbefestigungen. Sie war Jahrhunderte lang die Hauptpfarrkirche, bis sie 1925 zur Gefallenen-Gedenkstätte umgestaltet wurde.
Heute kann der Raum mit seiner Dauerausstellung zum Leben und Wirken Jakob Böhmes besichtigt werden. Seine Botschaften der Weisheit und der Erkenntnis für unsere Zeit wieder zu entdecken, ist das Ziel dieser Ausstellung. Wer war dieser „Wundermann aus Görlitz, Schuster und Theosoph, der seine letzte Ruhestätte auf dem Nikolaifriedhof hat?
Jacob Böhme fragte sich, „wie ein Mensch sich selbst recht erkennen lerne: Erstens: Wer sei er? Zweitens: Woraus oder von wem? Drittens: Wozu er geschaffen worden, und Viertens: Was sein Amt sei?" Hierin ähnelt ihm später Immanuel Kant aus Königsberg, den jeder kennt.
In seinem Werk verarbeitet Böhme neben der Bibel auch Einflüsse der mittelalterlichen Mystik, der jüdischen Kabbala und der Alchemie des Paracelsus. Dabei bezieht er sich niemals direkt auf Vorgänger oder Traditionen, sondern er schmilzt deren Terminologien, Lehrstücke oder Modelle im Feuer der eigenen Fantasie auf höchst merkwürdige und freie Art und Weise um. Er entwickelt eine vollständige Dialektik, die besagt, dass die Bewegung allen Daseins in Gegensätzen erfolgt: Es gibt keine Freude ohne Leid, kein Gutes ohne Böses, keine Finsternis ohne Licht. Alle Dinge bestehen aus Ja und Nein, in These und Antithese, in Gott und Teufel. Es gibt keine Trennung von Mensch und Umwelt. 18
Lausitz2
Das Heilige Grab Die Nachbildung der Passionsstätten Christi galt und gilt als die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt. Auf einem Hügel zwischen dem Tal der Lunitz (als Bach Kidron) und einer im Mittelalter stark frequentierten Landstraße erhebt sich die Kapelle „Zum Heiligen Kreuz". Sie ist eine symbolische Nachgestaltung der Kalvarienstätte zu Jerusalem. Hier ist Golgatha, die Richtstätte, für uns heute ein Ort der Andacht, Besinnung und Versöhnung. 19
Der untere, auch Adamskapelle genannte, Raum (wie ein Karner, also Beinhaus) steht für den Ort, wo das Kreuz aufgerichtet wurde. Dabei soll der Überlieferung nach ein Schädel von Adam gefunden worden sein. Der Riss in der Mauer ist Absicht, er steht für den bei der Kreuzigung zerrissenen Vorhang im Tempel. Diese Unterkapelle wurde 1489 fertig gestellt, die darüber liegende Golgatha-Kapelle erst danach.
Der obere Raum, über eine links angebaute Treppe erreichbar, ist sehr weiß getüncht („Leukämieweiß" nach Prof. Kiesow), wirkt durch seine Schlichtheit mit einigen Raffinessen in den Gewölbeansätzen. Ob vorn in das Loch tatsächlich ein Kreuz gesteckt wurde, ist unbekannt wie die Funktion der „Blutrinne. Die Butzenscheiben sind original. Sie wurden als Kugel geblasen und flach gelegt. Der Ansatzpunkt der Flöte blieb als Echtheitsmerkmal zurück.
Gleich daneben in Schritt genauer Übereinstimmung steht das Salbhaus mit seiner Skulptur der „Marienklage". Als Schöpfer dieser Sandsteinplastik gilt Hans von Olmütz, als Jahr 1490. In Jerusalem liegt nur ein nackter Salbstein, mit einer Fülle von Lampen und Leuchtern. Etwas weiter, hinter einer Wiese, steht der Nachbau der Grabkapelle (rechts im Bild).
Was macht das Görlitzer Heilige Grab so bedeutsam? Die Kapelle in der Neißestadt ist eine Kopie des Jerusalemer Originals aus der Zeit des Hohen Mittelalters, deren Genauigkeit bei keiner anderen Nachbildung in Deutschland erreicht wurde. Das Bild, das sie in Görlitz bietet, stand in der gleichen Form den Kreuzfahrern vor Augen, ebenso auch Georg Emmerich, dem späteren Bürgermeister und Stifter der Anlage, als er 1465 eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm. Demgegenüber ist die Grabkapelle, die heute in Jerusalem im Zentrum der Grabeskirche steht, nicht mehr die alte. Schon 1555 durch Feuer beeinträchtigt, wurde sie nach einer Zerstörung im Jahre 1808 anders als zuvor wieder aufgebaut. Deshalb ist - zugespitzt gesagt - das Görlitzer Heilige Grab originaler als der heutige Bau in Jerusalem. 20
Ich selbst war vor zehn Jahren in Jerusalem und bestätige Ihnen, dass die Proportionen authentisch sind. In Jerusalem wurden aber sehr edle Steine verwendet, und wegen des Andrangs der Pilger erfordert der Zugang zum Grab viel Geduld. Mein Tipp: Wenn Sie sich nach Jerusalem vorwagen, gehen Sie kurz vor Schließung um 17 Uhr an das Grab.
Die Synagoge Die inzwischen emanzipierte jüdische Gemeinde ließ sich im Süden der Stadt von 1911 - 13 ihr Gotteshaus von den Architekten Lossow und Kühn errichten. Dieser Betonbau greift, weil es keine jüdische Bautradition geben konnte, auf ägyptische und babylonische Vorbilder zurück. In Görlitz gab es keinen Antisemitismus. 1938 gab es auch hier eine Brandstiftung, aber die Feuerwehr löschte pflichtgemäß. Die Namen wurden aus einer Gedenktafel für die Gefallenen jüdischen Gemeindemitglieder des ersten Weltkrieges ausgemeißelt. Am meisten schmerzte es sie, dass sie nun keine Deutschen mehr sein durften.
Auch der Vorwurf, sie hätten durch die Aufgabe ihres Ziels „Heiliges Land" den Holocaust selbst verschuldet, hat sie schwer getroffen. Jetzt ist die Stadt Eigentümerin des Hauses, aber ihre Beschäftigungs-Gesellschaft ist in Konkurs. Hier soll ein europäisches Bildungs- und Informations-Zentrum entstehen. Der etwas ramponierte Bau hat eine gute Akustik für Kammermusik und Kongresse.
Rathaus, Märkte und Bürgerhäuser Vor genau 700 Jahren ließen sich die Görlitzer Bürger von ihrem Landesherrn, dem Markgrafen Hermann von Brandenburg, mit dem Magdeburger Stadtrecht privilegieren. Seitdem ist die Stadt um Unter- und Obermarkt, um ihre Kirchen und die früheren Stadtbefestigungen gewachsen.
Prof. Kiesow führte die Gruppe mit modernster Technik: einer elektronischen „Personen-Führungs-Anlage". Er trägt hierzu ein Mikrofon mit Sender vor der Brust, jeder Teilnehmer einen Kopfhörer mit Empfänger. Die Reichweite kann schon 100 Meter sein, wenn freie Sicht besteht.
Am Nordrand vom Untermarkt steht das Haus Nr. 22 mit dem „Flüsterbogen". Hier wurde uns - mit dieser Technik - vorgeführt, dass tatsächlich in der Hohlkehle des Torbogens Sprache deutlich verständlich übertragen wird.
An der Ecke zur Peterstraße steht die ehemalige Rats-Apotheke, heute ein Lokal (Bild rechts). Dieser Renaissance-Bau von 1550 zeigt eine filigran gearbeitete Sonnenuhr von Zacharias Scultetus (eigentlich Schulze, latinisiert).
Auf der Schmalseite stehen Hallenhäuser, von denen es in Görlitz noch rund 40 gibt. Typisch ist die gewölbte, über die ganze Höhe des Hauses ragende Lichthalle mit Treppe. Über die Brüstungen konnten die Tuche gehängt und gezeigt werden. In den Hallenhäusern fand nur der Großhandel mit ganzen Ballen statt, der Einzelhandel dagegen nur im Freien durch die Gewandschneider, um Kontrollen gegen Betrug zu erleichtern, wie Prof. Kiesow erklärt. Wir sind in dieses Haus gegangen, das zur Zeit restauriert wird. Es ist erstaunlich, was sich hinter Putz so alles verbirgt (Bild links).
Was früher Gottesfurcht, später Bürgerstolz, errichten konnte, zeigt uns auch das organisch gewachsene Rathaus. An der Ecke führt die geschwungene von Wendel Roskopf 1537/39 geschaffene Rathaustreppe hinauf. Die Justitia ist hier ohne Augenbinde dargestellt. Am hohen Rathausturm ist eine Uhr, in deren Mitte einem Männerkopf jede Minute die Kinnlade herunter klappt.
Der goldene Löwe hat - pflichtwidrig - nicht um 12 Uhr mittags gebrüllt. An dieses schmale hohe Rathaus grenzt rechts die Münze von 1556 und daran das neue Rathaus von vor hundert Jahren. An dessen Fassade sind die Wappen der Sechsstädte angebracht (Görlitz fehlt nicht, sondern hängt ganz oben).
Die Mitte des Untermarktes ist mit einer Häuserzeile bebaut. Hier steht die Alte Börse mit ihrem kraftvollen Barockportal. Am dem Rathaus abgewandten Ende der Zeile steht die Ratswaage. Hier wurden alle Waren gewogen - und verzollt. Das gotische Haus wurde in der Renaissance aufgestockt.
Der südliche Teil des Untermarktes hat noch mehrere Laubenganghäuser, von denen eines, der Schönhof, das Schlesische Museum beherbergt, zur Zeit aber noch umgebaut wird. Viele Schlesier waren nach Görlitz geflüchtet, weil sie hofften, bei der Teilung Deutschlands sei eigentlich die andere, Glatzer Neiße gemeint.
Am Rathausturm und Neptunbrunnen vorbei, geht es durch die Brüderstraße mit schönen Sitznischen-Portalen (Foto rechts) zum in Ost-West-Richtung verlaufenden langen Obermarkt. Er wird als Autoparkplatz genutzt. Ein prächtiges Barockhaus, Obermarkt 29, wird Napoleon-Haus genannt, weil von dessen Balkon der Franzosenkaiser eine Heerschau abgehalten haben soll. Wenige Meter links erinnert die Verrätergasse an das Vorhaben einiger Görlitzer Tuchmacher von 1527, den Stadtrat zu stürzen. Der Plan wurde entdeckt und viele der Tuchmacher aus der Stadt vertrieben oder hingerichtet.
Den Obermarkt nach Westen schließt der hohe Reichenbacher Turm ab. Ihm gegenüber steht der runde Kaisertrutz. In dieser Festungsanlage trutzten im Dreißigjährigen Krieg die Schweden dem Ansturm der kaiserlichen Truppen.
Die Steinstraße führt nach Süden, vorbei an der Annenkapelle (unter der sich eine Turnhalle befindet) zum Dicken Turm. Das Relief am Turm ist Schinkel-Gotik. Der Marienplatz, der sich anschießt, war einst beliebter Standort für die ersten Kaufhäuser.
Der jüdische Kaufmann Hermann Tietz („Hertie") ließ vom Architekten Schmanz aus Potsdam nach dem Vorbild von „Wertheim in Berlin 1908 ein Warenhaus errichten (heute ist hierin die Deutsche Bank). Vorher kannte jeder Kaufmann nicht nur seine Kunden, sondern auch die Manufakturen und konnte für die Waren garantieren. In der Gründerzeit mit ihren vielen neuen Firmen kamen daher Markenprodukte auf. Rudolf Karstadt, dessen Stammhaus auch heute noch in Wismar steht und betrieben wird, führte Festpreise ein. Das Görlitzer Karstadt-Haus (Bild links), von außen eher bombastisch, wirkt innen mit seiner Glaskuppel und den offenen Treppenhäusern hell und freundlich. Frühe Kaufhäuser lassen sich an ihren zweistöckigen Schaufenstern von den Warenhäusern unterscheiden.
Bautzen Bereits 1002 wurde „Budusin" in der Chronik des Thietmar vom Merseburg genannt. Um 1500 waren etwa 1/3 der Bewohner Sorben. Erst 1868 wurde Budissin in Bautzen umbenannt.
Einen eindrucksvollen Blick auf die Altstadt konnten wir von der Spreebrücke der Bundesstraße 6 gewinnen. Diese Stadt zählt heute 42.000 Einwohner. 21 1945 wurden 10 % der Häuser mit 1/3 des Wohnungsbestandes, aber auch 18 Brücken, 35 öffentliche Gebäude, 69 kleine und mittlere Betriebe zerstört.
Der Wiederaufbau wurde 1971 - 76 und ab 1981 in einem Aufbauprogramm gefördert. Die Stadt hat wegen ihrer beiden Gefängnisse („Das gelbe Elend") in der DDR einen schlechten Ruf bekommen. Wir fanden sie aber bei bestem Sonnenschein ausgesprochen freundlich. Ja, der Domführer schreibt zu Recht: Mit seinen Zinnen und Türmen, seinen Stadtmauern und -toren bietet Bautzen eines der schönsten mittelalterlichen Stadtbilder. 22
Der Dom St. Petri Am Rathaus vorbei kamen wir zum Dom St. Petri. Dieser hat im Grundriss einen „Knick", und zwar den kräftigsten in Deutschland. Hierfür kann es drei Ursachen geben: Erstens wurden im Mittelalter Kirchen „geostet", indem im Moment des Sonnenaufgangs am Namenstag ihres Heiligen eine Schnur gespannt wurde, an der die Längsachse ausgerichtet wurde, es aber nach dem Bau des Chores einen Patroziniums-Wechsel gab. Zweitens kann schlicht ein schlechter Baugrund zum Umlenken gezwungen haben. Oder drittens können ursprünglich zum Abbruch bestimmte Gebäudeteile wie Türme nun doch in das Bauwerk eingegliedert worden sein.
Markgraf Ekkehard I. von Meißen ließ kurz vor dem Jahr 1000 Budissin, die Hauptfeste der Milzener, erobern. Die damals errichtete Kirche war Johannes dem Täufer (Patrozinium 24. Juni) geweiht. Der Chor der heutigen Kirche wurde 1221 eingeweiht. Anfangs dreischiffig errichtet, kam im Süden ein weiteres Seitenschiff dazu.
Der Dom ist eine Simultankirche, d. h. er dient beiden Konfessionen gleichzeitig. Es gelang dem damaligen Domdekan Leisentrit (1559 - 1586) einerseits, den katholischen Gottesdienst im Dom zu sichern und andererseits, der lutherischen Bürgerschaft Benutzungsrechte einzuräumen. Der Chorraum dient den Katholiken, der übrige Raum ab dem Lettner den Protestanten.
Hinten, in der Südostecke, ist die Fürsten-Empore, aus Lindenholz kunstvoll geschnitzt. Die Lausitzer Stände hatten die Loge 1673/74 in der Annahme errichten lassen, der zum Landvogt ernannte sächsische Kurprinz würde in Bautzen residieren. Als im Mittelalter der Atlantik- den Mittelmeer-Handel ablöste, konnten die Städte die Fürsten nicht mehr in Schach halten, es kam zu Absolutismus.
Nicht nur wir, auch viele einheimische Familien, freuen uns über den frisch restaurierten hölzernen weißen evangelischen Abendmahlsaltar von 1640 im Südschiff.
Der Hochaltar im Chor stammt aus dem Barock, welcher aus der italienischen Schweiz um Lugano über Süddeutschland nach Sachsen kam. Der Übertritt des Königs August zum Katholizismus brachte den qualitätsvollen sächsischen Barock. Ausdrucksstark ist auch der Kruzifix des Jesus mit der Dornenkrone von Balthasar Permoser.
Nicht zum wenigsten ist der Petri-Dom (Patrozinium 29. Juni) ein Werk von großer historischer Bedeutung für die Lausitz, die Geschichte der christlichen Bekenntnisse in diesem Land und dieser Stadt, als Simultankirche ein Unikum und Abbild der Geschichte der Spaltung wie der Ökumene. 23
Das Domstift, Kollegiat St. Peter, hinter dem Dom mit seinem bunten Torbogen von 1755, hat einen Schatten stiftenden großen Baum und zwei Statuen völlig verschiedener Domherren: ein frommer Asket und ein wohlbeleibter genießender Lebemann.
Weiter ging es am Nikolaiturm vorbei zur Ruine der Nikolaikirche, in der und um die herum ein Friedhof liegt. Wohl denen, die ihre letzte Ruhestätte hier gefunden haben. Durch den Matthiastorturm kommen wir zum Burghof.
Die Ortenburg Das Gebäude dient heute als Oberverwaltungsgericht Sachsens, nachdem ursprünglich dafür ein Neubau geplant war. Die Burg wurde vermutlich als Grenzfeste von Kaiser Otto I. zur Niederhaltung der Milzener auf dem steil zur Spree abfallenden Felsen erbaut. Durch den Ungarnkönig Matthias Corvinus wurde der wesentliche Bau von 1483 bis 86 errichtet. 24
In der Burg befinden sich mehrere große Säle mit bemalten Holzdecken, aber auch enorm plastische Stuckdecken. Diese dienten dazu, um Sachsens Herrschaft über die Lausitz zu bekräftigen.
Lausitz3
Zittau Zittau liegt im Herzen Europas, im Süd-Osten Deutschlands, im Bundesland Sachsen und im Landkreis Löbau-Zittau (Sächsischer Oberlausitzkreis) am Dreiländereck zu Tschechien und Polen. Die Stadt hat 26.700 Einwohner. Nun wissen Sie, wo Zittau ist, aber was bedeutet es? Es stammt von Zito, was soviel wie Korn, Getreide heißt.
Der Name Zittau wurde 1238 erstmalig in einer Urkunde des Zisterzienser-Klosters Marienthal erwähnt. 1255 umritt König Ottokar II. von Böhmen die Stadt, legte die Grenzen für die Stadtmauer fest und verlieh ihr Stadtrecht. Zittau entwickelte sich zur reichsten Stadt im Sechsstädtebund. 1268 stiftete die Familie von Leipa den Franziskaner-Mönchen ein Kloster. Die reichsten Städte zogen meist Bettelorden an, die fürstbischöflichen hatten es nicht so gerne. 1570 wurde die Burganlage auf dem Berg Oybin an Zittau verpachtet.
Der sehr unregelmäßige Grundriss innerhalb des kreisförmigen Mauerrings macht die Orientierung schwer. Die erste Stadtmauer wurde abgerissen und ein neuer Ring gebaut, was sehr selten vorkam. Auf zwei früheren Ravelins außerhalb der Mauer stehen Kirchen.
Frei steht der riesige Bau des Salzhauses, das jetzt (anders als 1996 bei meinem ersten Besuch hier) restauriert ist. Eine ungenannte Dame hat hierfür ½ Mio. DM gegeben, die Denkmalstiftung weitere 640.000 DM. Jetzt sind - zu - schöne Geschäfte darin. Dieser auch Marstall genannte Bau wurde 1511 als Schüttboden errichtet. Er war Salz- und Getreidelager, hat sieben Etagen und 400 Luftfenster.
Das Fastentuch Wir gingen um die neue Sparkassen-Hauptstelle mit ihrem wegweisenden neuen Konzept der Kundenbedienung herum zum Museum für das Fastentuch in der ehemaligen Kirche Zum Heiligen Kreuz. Auf meiner ersten Monumente-Reise 1998 lernte ich Frau Liebrich aus dem Kreis München-Land kennen, die dort dem Mit-Stifter zur Restaurierung der Kirche begegnete. Nun ist das Fastentuch in der größten Museumsvitrine überhaupt ausgestellt und eine kunsthistorische Rarität. Es wurde schon mit dem Teppich von Bayeux verglichen. Von den Fastentüchern sind nur noch 17 vollständig erhalten geblieben, 14 in Österreich und zwei in der Schweiz.
Das Große Zittauer Fastentuch ist das einzige Beispiel volkstümlicher Frömmigkeit des Mittelalters auf deutschem Boden. Neben seiner gigantischen Größe von 8,20 Meter Höhe und 6,80 Meter Breite beeindruckt es vor allem durch seine künstlerische Qualität und die Dramatik, aber auch den Witz in der bilderreichen Erzählung der biblischen Geschehnisse. Die Schönheit, die es nach über 500 Jahren noch immer ausstrahlt, ruft beim Betrachter Bewunderung und Ehrfurcht vor diesem Kunstschatz hervor. 26
Die Tradition der Fastentücher hat sich nur in einigen Kirchen Kärntens, Tirols und des westfälisch-niedersächsischen Raumes erhalten. Während der Quadragesima, der 40-tägigen vorösterlichen Fastenzeit, wurden sie im Chor aufgehängt und verdeckten den Altarraum. Der Gemeinde war der Blick auf das Allerheiligste, Altar und Reliquien, verwehrt. Das Tuch trennte sie auch vom Anblick der Messe, die nur noch gehört werden konnte. Mit dieser Trennung sollte den Gläubigen bewusst gemacht werden, dass sich ihre Seele durch die begangenen Sünden von Gott entfremdet hatte und sie deshalb bis zur Sühne durch Christi Tod nicht würdig waren, das Allerheiligste zu schauen. Man erlegte ihnen in Ergänzung zum körperlichen zusätzlich eine Art von seelischen Fasten als Buße auf. 27
Im Laufe der Zeit wurden die ursprünglich weißen Tücher zuerst mit einem Kreuz geschmückt und zeigten später als eine Art Bibel für Analphabeten die gesamte Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht. Das Tuch wurde aus sechs Leinwandbahnen zusammen genäht und mit Temperafarben bemalt. Auf 90 Quadraten, davon je die Hälfte mit dem Alten und dem Neuen Testament, steht die Passion Christi im Mittelpunkt des Großen Zittauer Fastentuches. Beginnend mit der Schöpfung in der obersten Reihe folgen Kain und Abel, die Sintflut, Noah, Isaak und seine Söhne, Josef, die sieben fetten und mageren Jahre, Mose (mit zwei Hörnern wegen eines Übersetzungsfehlers, eigentlich „der Umstrahlte), Annen- und Mariengeschichten, Jesu Kindheit und Wunder, Abendmahl, Verurteilung, Kreuzigung, Auferstehung bis zum Jüngsten Gericht. Nur auf diesem Tuch trägt jedes Bild eine Unterschrift mit althochdeutschem Text, der sich reimt.
Im Jahr 1472 stiftete der Gewürz- und Getreidehändler Jacob Gürtler der Zittauer Hauptkirche St. Johannis das Große Fastentuch, wo es genau 200 Jahre in Gebrauch war. Dann wurde es abgehängt, weil es staubig und mürbe geworden war. Es wurde erst 1840 wieder gefunden unter einem Bücherregal der Ratsbibliothek. Anfang 1945 lagerte man das kostbare Stück wegen der Bombengefahr in einem sicheren Raum auf dem Berg Oybin aus. Bei Kriegsende fanden sowjetische Soldaten dieses Depot und plünderten es aus. Das Fastentuch nahmen sie mit, zerschnitten es in vier Teile und verwendeten es als Wandverkleidung bzw. Zelt für eine provisorische Sauna im Wald. Nach Abzug der Soldaten fand es ein Oybiner Holzsammler und brachte es durchnässt, schmutzig und im Mittelteil bis zur Unkenntlichkeit verblasst auf einem Handwagen ins Zittauer Museum zurück. Erst 1974 begannen erste Konservierungsarbeiten. Geldmangel verhinderte die Fertigstellung. 1992 wurden durch einen glücklichen Zufall die Zittauer Museumsleute mit der Abegg-Stiftung in Riggisberg bei Bern bekannt. Diese Stiftung übernahm die Kosten für die Restaurierung beider Fastentücher.
Museum im Kloster Im ehemaligen Franziskanerkloster sind heute die Städtischen Museen untergebracht. Die Franziskaner, auch Minoriten oder Barfüßler genannt, ließen sich schon vor der Stadtgründung 1244 hier nieder. Nach der Reformation übergaben 1554 die letzten Mönche gegen Gewährung des Lebensunterhaltes die Gebäude der Stadt. Erst 1598 wird die Kirche notdürftig für den evangelischen Gottesdienst eingerichtet. 1656 bemühten sich die Ratsherren Heinrich von Heffter und Gottfried von Rodok um die Wiederherstellung der Klosterkirche.
Bürgermeister Heffter ließ auf dem Westflügel einen profanen Überbau errichten, im Sprachgebrauch als „Heffterbau" bekannt. Schmuckstück ist sein prächtiger Spätrenaissance-Giebel (Foto links), welcher noch heute ein Zittauer Wahrzeichen ist. Das Erdgeschoss barg das Refektorium, das als Kirche den böhmischen Exulanten diente. Wir stiegen auf einer steinernen Wendeltreppe in den zweiten Stock zum barocken Saal, den mit der „Büchse der Pandora ein herrliches Deckengemälde ziert, und einst die Ratsbibliothek aufnahm.
1757 blieb im Siebenjährigen Krieg die Klosterkirche als einzige nahezu unversehrt. 222 Jahre lang war im alten Kloster ein Armenhaus für Frauen eingerichtet. Seit 1854 besteht mit den Zittauer Sammlungen das älteste kommunale Museum Sachsens, das heute über mehr als 30.000 Exponate verfügt. 28
Unweit vom Kloster kamen wir in die Johanniskirche, einem sehr sachlich wirkenden klassizistischen Bau von Karl Friedrich Schinkel, der 1834 in Zittau weilte. Der Raum eignet sich gut für klassische Konzerte, und überhaupt gab es zu DDR-Zeiten ein ausgezeichnetes kulturelles Klima.
Auch das Rathaus ist aus der Zeit, es wurde 1840 - 45 vom Stadtbaumeister Schramm nach Plänen Schinkels errichtet. Es ähnelt im Stil einem italienischen Palazzo grande. Damals kamen flache Dächer auf, weil sie antik wirkten.
Die Arbeit der Stiftung Die Spender Der Vorsitzende, Prof. Gottfried Kiesow, erklärte den Teilnehmern zum Auftakt der Reise im Zunftsaal des jetzigen Hotels „Tuchmacher", die Deutsche Stiftung Denkmalschutz „will fördern, was über das Normale hinaus geht. Bei der Gründung habe er als damaliger stellvertretender Vorsitzender alles aus der Satzung heraus gelassen, was ihn 30 Jahre lang als Landesdenkmalpfleger von Hessen geärgert hat.
Das Elbe-Hochwasser im August 2002 hat der Stiftung 20.000 neue Spender gebracht, jetzt sind es etwa 140.000 Förderer. Diese Personen haben letztes Jahr 13,5 Mio. Euro an Geldern aufgebracht, das sind 34 % mehr als im Jahr davor. Auch Gelder aus der Fernseh-Lotterie „GlücksSpirale" werden verwendet, wobei aber z.B. das Land Baden-Württemberg diese Gelder in seinem Land behalten will.
Nach der Wiedervereinigung wurden jedes Jahr rund 1,5 Mrd. DM aufgebracht, je 520 Mio. vom Bund, Land und den Städten. Sorgen macht sich Kiesow um die spärlicher fließenden öffentlichen Mittel. Während es damals noch 38 plus 7 Mio. DM aus dem Programm „Dach und Fach" gab, sind es jetzt nur noch 11 Mio. Euro. Von den Bundesbauministern war laut Kiesow Klaus Töpfer der beste. Auch der ehemalige Bundesinnenminister Manfred Kanther habe viel Gutes getan. Aber auch der jetzige Schirmherr, Bundespräsident Johannes Rau, setze sich sehr für die Stiftung ein. Der Freistaat Sachsen sei jedoch der bürokratischste, den es gibt. - Ein Sanierungsgebot wird zum Selbstläufer, wenn erst die Hälfte der Eigentümer ihr Haus saniert hat.
Förderobjekte Görlitz ist mit Wismar, Stralsund und Quedlinburg einer der Förderschwerpunkte. Das Haus Peterstraße 4, genannt Haus Scultetus und entstanden 1570 - 1614, hat einen Eigentümer, der anonym bleiben möchte, vielleicht ein Jude, wie Prof. Kiesow vermutet. Diese Person hat bereits neun Mal jedes Jahr ½ Mio. Euro gespendet.
Die Stiftung selbst ist seit einigen Jahren selbst Grundeigentümer mit etwa 20 Immobilien, davon fünf in Quedlinburg.
Um die künftige Nutzung der vielen alten Häuser macht sich der Vorsitzende Sorgen, denn auf 100 Deutsche kommen noch 63 Kinder, aber nur 39 Enkel. Außerdem gibt es hier einen Männer-Überschuss, denn Frauen gehen zuerst in den Westen. Görlitz war aber schon vor hundert Jahren eine „Pensionopolis" mit vielen Rentiers vorzugsweise aus Breslau und Berlin. (links im Bild: buntig sanierte Figuren in der Görlitzer Frauenkirche)
Statt die vorhandene Substanz zu erhalten, werden jeden Tag 130 Hektar neu „versiegelt". Um dies zu untersuchen, werden zur interdisziplinären Forschung fünf bis sieben Professuren eingerichtet. Wenig Verständnis hat Prof. Kiesow für die Sanierung von Kasernen und Plattenbau-Siedlungen („Arbeiter-Intensivhaltung"), wie den Görlitzer Vorort Königshufen. Diese Vororte mit ihrem enormen Wohnraum-Angebot stehen in Konkurrenz um Mieter mit den Altbauten in den Innenstädten; darüber hinaus ist absehbar, dass sogar sanierte Blöcke mangels Mieter abgerissen werden müssen.
Das Europäische Denkmalschutzjahr brachte viel Zulauf. Es kommt der Stiftung darauf an, auch die kreativen Fähigkeiten und nicht nur die intellektuellen zu fördern. Von Vorteil ist es, zwischen Schulbank und Universität, auch zur Abnabelung von den Eltern, unter Gleichaltrigen sich handwerklich zu erproben. Hierzu werden jeweils 30 junge Leute in einer Gruppe zusammen gefasst, wovon möglichst zehn Ausländer sein sollen.
Arbeit in Görlitz Am Abend des ersten Tages versammelte sich die Gruppe im „Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege. Die Stiftung fördert hier die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Handwerker in den für die Denkmalpflege wichtigen Arbeitsweisen. Den Teilnehmern werden historische Techniken und auch moderne Forschungsergebnisse über Restaurierungsmethoden vermittelt. Besonders wichtig ist der Erfahrungsaustausch zwischen Handwerkern, Architekten und Denkmalpflegern. 29
Das Barockhaus Karpfengrund 1 dient als Seminargebäude. Wir hörten dort an den beiden ersten Abenden Diavorträge, während draußen ein regenreiches Gewitter nieder ging. Von innen Raum für Raum angeschaut haben wir auch das gerade fertig gestellte Gebäude Krebsgasse 7 der ehemaligen Lateinschule, das künftig dem „Institut für Stadtumbau und Stadtforschung der Technischen Universität Dresden dienen soll. Hier wurden überwiegend Mittel der Städtebau-Förderung (95 %), aber auch von der Stiftung 300.000 Euro, insgesamt 800.000 Euro, eingesetzt. Das Grundstück gehört nicht dazu, es ist Erbbaurecht. Hier ist Platz für 20 Arbeitsplätze, und 60 junge Leute können hier lernen und untergebracht werden. Heizung und Daten-Server wurden im Dachgeschoss untergebracht. Auch wenn mir die Sanierung einen gewissen „Luxus" erkennen ließ, so ist das Geld doch gut angelegt, zumal viele Räume bunte Malereien aus der Barockzeit an ihren Balkendecken behalten haben.
Am Vormittag des letzten Tages wurde ausgiebig das Waidhaus begangen. Es wurde auch auf Erbpacht für 99 Jahre vereinbart, die von der Niederschlesischen Sparkasse bezahlt wird. Die Stiftung hat hier 2,6 Mio. DM investiert. Als es fertig war, verlangte es der Freistaat. Schließlich einigte man sich zum Kauf für 500.000 DM.
Das Haus wurde ab 1525 als Speicher errichtet, diente aber auch der Bauhütte der Peterskirche. Görlitz hatte das Privileg des Stapelrechts, d. h. Güter mussten hier 30 Tage eingelagert werden. Auch als Lateinschule, Spritzenhaus, Kulissenlager für das Theater und zuletzt Fahnenlager in der DDR wurde dieses Haus genutzt.
Im Eingangsraum steht u.a. eine Schadow-Statue von 1780, die originalgetreu restauriert wird. Eine gedrehte Gipssäule nach Bernini wurde 2002 angefertigt und eine Zeichnung einer Säule, an der 12 Leute drei Wochen lang gearbeitet haben. Im hinteren Raum wird die Scraffito-Technik am Beispiel eines Stadtplans von Görlitz gezeigt. Über ein Zwischengeschoss mit Funktionsräumen stiegen wir auf zum Obergeschoss in die Malerwerkstatt. Uns wurde dort erklärt, der Materialanteil sei von früher 20 % auf 50 % gestiegen, was auf sehr teure „Zutaten" für die Farben zurück zu führen ist. Vor und in der Tischlerwerkstatt konnten wir Intarsien-Arbeiten bestaunen, die nur so heißen dürfen, wenn sie in Massivholz geschnitten wurden. Waid, die Pflanze zum blau Färben von Stoffen, sahen wir in verschiedenen Formen. Und „blau machen" bedeutet nichts anderes, als viel Bier trinken, um den Urin für die Verarbeitung zu gewinnen. Im Keller schließlich lernen die Maurer, wie Gewölbe errichtet werden.
Mir hat die Reise mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz viel Freude bereitet, und wie sie lesen konnten, habe ich von Prof. Gottfried Kiesow viel gelernt. Unterstützen auch Sie die Stiftung mit Spenden auf ihr Konto Nr. 3055555 bei der Commerzbank Bonn, Bankleitzahl 380 400 07. Und: Bleiben Sie an unserer Seite!
Manfred Maronde
. Endnoten 1 Neues Großes Volkslexikon, Fackel-Verlag Stuttgart, 1979, Band 6, Seite 138 2 Aus: Microsoft Encarta 2001 3 Aus: Deutschland - Porträt einer Nation, Bertelsmann Lexikothek Verlag Gütersloh, 1986, Band 9, Seite 369, Beitrag von Walter Sperling 4 wie 1 bzw. 2 5 Im Internet: www.bautzen.de 6 wie 3, Seite 372 7 wie 3, Seite 376 Städte-ABC Sachsen 8 Aus Broschüre „Oberlausitzer Sechsstädtebund, Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH, Bautzen, www.oberlausitz.com 9 Im Internet: www.goerlitz.de, Stand Juni 2002 10 wie 9 11 Im Internet: www.tuchmacher.de 12 wie 9 13 Aus Faltblatt „Görltiz - Kirchenrundgang, Görlitz Tourismus- und Marketinggesellschaft mbH 14 Aus Broschüre „Görlitz - St. Peter und Paul, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, Kunstführer Nr. 2005, 4. Auflage 1999 15 wie 14 16 Aus Broschüre „Ein Schatzkästlein in Görlitz: Dreifaltigkeitskirche, Gemeindekirchenrat, 1995 17 wie 13 18 wie 10, hier Jacob statt Jakob 19 wie 13 20 Aus Broschüre „Georg Emmerich und das Heilige Grab in Görlitz, Evangelische Kulturstiftung Görlitz 1994 21 wie 5, Stand 01.01.2003 22 Aus Broschüre „Der Dom St. Petri zu Bautzen, Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg, Kunstführer Nr. 2227, 3. Auflage 2002 23 wie 22, Seite 18 24 Aus Buch „Bautzen - Stadtführer mit 114 Farbbildern, B&V-Verlag Dresden 25 Im Internet: www.zittau.de Stand 31.12.2001 26 Aus Faltblatt „Großes Zittauer Fastentuch - 1472 - Städtische Museen Zittau 27 Im Internet: www.zittau.de/fastentuecher/fasten.htm 28 Aus Faltblatt „Denkmale in Zittau - Ehemaliges Franziskanerkloster, Stadtverwaltung Zittau 29 Aus Broschüre „Projekte und Programme, Dt. Stiftung Denkmalschutz, Juni 2002
Bildnachweis Jakob Böhme: Microsoft Encarta 2001, auf CD-ROM Grundriss: Broschüre „Der Dom St. Petri zu Bautzen, Endnote 22 alle übrigen Aufnahmen stammen vom Autor.