Exkursion zum Schloss Mansfeld
mit dem Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V.
am Sonnabend, 12. Mai 2001
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1. Der Rundgang
1.1 Schlossgeschichte
Etwa vierzig Mitglieder und deren Angehörige vom Sangerhäuser Geschichtsverein trafen sich um 9.30 Uhr am Steinberger Weg, um per Autokonvoi in das rund 25 Kilometer entfernt nördlich gelegene Mansfeld-Lutherstadt zu fahren. Bei bestem Sonnenschein konnte Frau Dr. Irene Roch-Lemma (links) die Besucher um und durch die Bauten und Ruinen der drei Schlösser, deren Kirche sowie der Festung führen.

Die weithin über die im Tal versteckt liegende Stadt Mansfeld und die sanften Hügel des Unterharzes blickenden Bauten haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Seit gut einem Jahr hat der „Förderverein Schloss Mansfeld e.V." die Eigentumsrechte übernommen und treibt öffentliche Fördermittel ein, wie Dr. Roch-Lemma es ausdrückt. Nach der Wende zehn Jahre zuvor nutzte der „Christliche Verein junger Menschen e.V. (CVJM)" das Objekt. Ihm war die Anlage jedoch nicht lukrativ und mo-dern genug, sie würde sich wirtschaftlich nicht tragen. Seit 1949 hatte die Kirchenprovinz Sachsen das Schloss als „Tagungs- und Rüstzeitenheim" gepachtet.
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Vor dieser Zeit, von 1859 bis 1945, besaß die Familie von der Recke das Mansfeldische Anwesen, welches sie vom preußischen Staat gekauft hatte. Der Name dieser Familie wird heute nicht so gern gehört. Die Art und Weise, wie sie nach der Wende Rückübertragungsansprüche auf unter anderem fest eingebaute Möbel, sogar den kostbaren Klappaltar in der Schlosskirche, durchsetzen wollte, kam schlecht an. Wie auch immer - die Familiengrabstätte zwischen Nordrondell und Wohnbau B ist wei-terhin vorhanden. Und Frau Roch-Lemma zitiert den heute noch hoch geachteten DDR-Denkmalpfleger Prof. Nagler: „Selbst die schlechteste Nutzung ist besser als gar keine".

Auf die Besuchergruppe machte das Schloss Vorderort einen geordneten, gepflegten und sehr leben-digen Eindruck. Die Jugendlichen, die hier an diesem Wochenende an einer Tagung zur Begegnung mit Afrikanern teilnehmen, fühlen sich sichtlich wohl im teilweise parkartig begrünten Hof und dem Schlossbau des Vorderortes.

Doch nun mehr zu den Gebäuden. Als die Freiherren von der Recke vor rund eineinhalb Jahrhunder-ten kamen, waren Hinter- und Mittelort bereits Ruinen, Vorderort und Schlosskirche aber intakt. Anders als heute dominierte der hohe gotische Kirchenbau das Bild. Schloss Vorderort besaß nur zwei Etagen und einen niedrigeren vorgesetzten Treppenturm im Stil der Renaissance.
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1.2 Schloss Vorderort
Von der Reckes setzten am Vorderort ein volles Geschoss auf das Haus und den Turm. Dies verraten nicht nur historische Zeichnungen wie von A. Stapel von 1833, die Dr. Roch-Lemma zeigt. Auch die Form der Vorhangbogenfenster, geschickt an die Proportionen angepasst, weicht ab, ebenso die spitz zu laufenden Fenster in den Dachgauben und im obersten Turmgeschoss. Die ursprünglich rundbogigen Giebel haben eine Treppenform bekommen. Auch der romantische Fachwerkerker rechts vom Treppenturm ist sozusagen „neo" statt mittelalterlich.

Unten am Turm befindet sich das dagegen originale Grafenwappen aus Balken und Rauten mit der Inschrift „Hoyer G(raf) v(und) H(err) z(u) Mansfeld 1518. Besondere Aufmerksamkeit finden die beiden Stabwerkportale aus rotem Sandstein mit ihren Halbkreis förmigen Aufsätzen. Die beiden ausdrucksstarken Reliefs stammen wie viele andere Bildhauerarbeiten von Hans Schlegel. Als Vorlage soll ihm eine Radierung vom Nürnberger Künstler Hieronymus Hopfer nach einem Stich des italienischen Andrea-Mantegna-Kreises gedient haben. 1

Links wird der „Bachvs Devs Vini", also der „Gott des Weines", dargestellt. Fast nackt, dickleibig vom übermäßigen Trinken und Essen, sitzt er auf einem Weinfass. Er wird eingerahmt von Putten und Weinranken mit Trauben. Ein Putto füllt ihm eine Wein-schale, die er in der linken Hand hält. Das etwas schlechter erhaltene Relief rechts vom Treppenturm bildet trinkende und raufende Landsknechte ab unter dem Motto „Qvit est rapsi", „Es ist erledigt, ich habe [den Rest] erwischt". Links hockt ein müder Landsknecht, dem der Wein wieder zum Halse herauskommt, welcher von einem Hund aufgeleckt wird.
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Auch das Rundbogenportal am einstöckigen (mittelalterlich noch zweistöckigen) Wohnbau B, dem Wohnsitz der vorderortischen Bornstedter Linie, rechts vom großen Hof, weist Motive des Wohllebens auf.

Es bildet verschieden geformte Säulchen, angebundene Blasinstrumente, eine Weinkanne, ein Dudelsack spielendes Tier und einen Hofnarren (nicht Bergmann, wie manche meinen) ab. Weiterhin, rechts vom Eingang zum Hinterort, sind auf einem Türsturz Stabgläser abgebildet.
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Was sollen wir davon halten? Waren die Mansfelder Grafen des 16. Jahrhunderts so sehr dem Genuss zugetan? Martin Luther, der mehrfach auf Schloss Mansfeld war, soll auch die Frage nach der Wahrheit zum Gerücht vom üppigen Weingenuss gestellt haben. Ihm wurde geantwortet: „Aber nein, der Graf trinkt jeden Tag nur ein Eimerchen Rotwein." Nach der (aus dem 19. Jahrhundert stammen-den) Legende soll Luther prophezeit haben: „Mich dünkt, hier wird einst Gras wachsen."

1.3 Schlossruine Hinterort
Was den Mittel- und Hinterort betrifft, sollte er Recht behalten. Schloss Hinterort war größer und eine der frühesten Vier-Flügel-Anlagen. Heute, an einem Frühlingstag, erblüht hier eine wunderbar frische Wiese mit vielen weißen Gänseblümchen und etwas gelbem Löwenzahn gesprenkelt. Vom Hauptschloss rechts ist nur eine Mauer mit leeren Fensterhöhlen übrig. Das Wirtschaftsgebäude links hatte eine immer noch eindrucksvolle Küche, deren Esse in der Mitte aus einem Kraggewölbe heraus geführt worden sein dürfte.

Schloss Hinterort hat Graf Albrecht IV. 1511 bis 1523 durch einen unbekannten Baumeister errichten lassen. Es ist damit etwas jünger als Schloss Vorderort, welches Graf Hoyer VI. zwischen 1509 und 1518 erbauen ließ. Viel später, 1532 nach längerer Bauunterbrechung, wurde Schloss Mittelort fertig. Bauherr war Graf Gebhard VII.

1.4 Schlossruine Mittelort
Um überhaupt zum Hinterort zu gelangen, wurde vor der Apsis der Kirche beginnend ein Tunnel unter dem Mittelort angelegt. Der romantisch verwunschene Erker an der Mauerecke unter hohen Bäumen lässt die Fantasie in mittelalterliche Zeiten schweifen. Das heute als Grillplatz genutzte Erdgeschoss war der „Goldene Saal" und wurde sicherlich zu rauschenden Ballnächten genutzt. Dass Martin Luther vom Erker aus, welcher auch Hans Schlegel zugesprochen wird, zum Hof gepredigt haben soll, gehört allerdings ins Reich der Legenden.

Aber neben ihren separaten Wohnsitzen hatten die Mansfelder Grafen auch gemeinsam genutzte Gebäude bzw. -teile. Neben dem Brunnen, dem verschwundenen „Gemeinen Saal" rechts vom Vorde-rort als Verbindung zum Wohnbau B sowie der Festung war dies vor allem die Schlosskirche.

Außen an der Kirche ist ein St.-Georgs-Relief angebracht. Der heilige Georg war Schutzpatron der Mansfelder Grafen. Dieses Relief des Drachen tötenden Georg von 1610 hing bis vor neunzig Jahren über dem Portal der Lutherschule und wurde dort durch eine Kopie ersetzt.
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1.5 Schlosskirche
Des Geländes wegen ist die Schlosskirche ungewöhnlich nach Südosten orientiert. Die Kirche ist einschiffig und nur zweijochig mit einem Fünf-Achtel-Chorschluss. Der hohe Innenraum wird von Kreuzgewölben überspannt, deren gekehlte Rippen über runden Diensten mit gekehlter Basis und stilisierten Blattkapitellen aufsteigen. 2 An drei Seiten wird das Kirchenschiff von einer steinernen Empore eingerahmt. An ihren leicht unterschiedlichen Stilelementen und einem stufenartigen Versatz am Treppenturm der Schlosswand lässt sich ablesen, dass nicht alle Seiten gleichzeitig erbaut wurden.

Neben diesem und einem nördlichen Treppenturm ist die Empore auch über außen angebrachte Gänge direkt von den Schlössern Vorder- und Mittelort erreichbar (gewesen). An der Nordost-empore ist noch der Umriss einer Figur und eine Inschrift „hir stet Tho - mas Kelner" als möglicher Hinweis auf dem Baumeister erkennbar. In herrlicher Frührenaissance ist an der Südwestempore eine Sakramentsnische eingelassen. Es ist durchaus denkbar, dass die auch in Glaubensfragen in heftigem Streit miteinander liegenden Grafenlinien jeweils ihre eigenen Emporen haben errichten lassen, schreibt Frau Dr. Roch-Lemma in ihrem Büchlein.
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Der Chor wird von einer in Deutschland ganz ungewöhnlichen Gitterschranke abgeteilt. In dieses Gitter ist einige Stufen hoch eine ebenfalls gitterne Kanzel eingelassen. An ihrer Stelle stand ursprünglich die jetzt gegenüber aufgehängte Kreuzigungsstatue, deren Befestigungsloch im Boden frei gelegt wurde. Dieses Gitter wird bekrönt durch eine Fülle von Engeln gehaltener mansfeldischer Wappen, Kerzenhaltern, Rankenwerk und Tiergrotesken (meist Delfine).

Rechts im Chor ragt als vollendetes Werk mitteldeutscher Frührenaissance der Epitaph des 1526 verstorbenen vorderortischen Grafen Günter IV. hervor, der ebenfalls Hans Schlegel zuzuschreiben ist. Als Gedächtnismal für den Grafen Hoyer VI. kann das hohe hölzerne Sakramentshaus angesehen werden. Links ist die ursprünglich liegende Grabplatte von Albrecht IV. vom Hinterort an der Wand befestigt.
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Den liturgischen Mittelpunkt bildet der stattliche Flügelaltar von 1518/20. Er wird Hans Döring aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. zugeschrieben und gilt als Arbeit von höchster Qualität. Die stimmungsvollen Glasfenster sind eine Zutat derer von der Recke von 1907.

Mitten im Kirchenschiff steht der Taufstein mit der Inschrift von 1522 auf einem runden Patenstein, auf welchem stehend früher die Paten unmittelbar am Zeremoniell teilnahmen.

1.6 Festungsanlagen
Eingerahmt wird die gesamte Anlage der drei Schlösser, den Wohnbauten A (Arternsche Linie) links und B (Bornstedter Linie) rechts sowie der Kirche von den gewaltigen Festungsanlagen. Dr. Roch-Lemma nennt Mansfeld ein „bastioniertes Schloss", weil die Festung selbständig um die Wohnbauten herum gelegt wurde. Die Trennung in Wohn- und Festungsbereich wurde hier mit als erstes in Deutschland verwirklicht. Diese Festung war zugleich eine der stärksten auf deutschem Boden und wurde nie durch Kampf, sondern nur durch Verrat oder List erobert. Im Dreißigjährigen Krieg waren die Schweden mehrmals hier und haben die Bauten noch verstärkt.
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Später wurde die Festung zum Zankapfel, sie sollte geschleift werden. Wie üblich wurde hierfür ein Kostenanschlag von der kursächsischen Regierung bestellt. Der Obrist Brand von Lindau hat - nach einem Aktenfund im Dresdner Staatsarchiv - eine detaillierte Grundrisszeichnung anfertigen lassen. Damit sollte der großteils durchgeführte Abbruch, an dem wie beim Bau Mansfelder Bergleute helfen mussten, vorbereitet werden.

Dennoch sind eindrucksvolle Teile erhalten geblieben, die der Unterminierung mit Feuer Stand gehalten haben. Dies sind das West-Rondell, die daher sog. Mine, mit schönem Blick über die Stadt Mansfeld und vor allem das Nord-Rondell mit seinen dicken Mauern und schmalen Schießscharten. Hier wurde nördlich die sog. Münze angebaut, keine Prägestätte, sondern Lager für Munition, Holz, Lebensmittel-Vorräte o. ä. Die dunklen Gewölbe sind doppelstöckig und hielten einer Sprengung stand. Zur Stabilisierung wurde die von da an fehlende untere Mittelstütze in den dreißiger Jahren vom Reichsarbeitsdienst wieder eingesetzt.

Beim Hinausgehen über den Damm zwischen den beiden Mauern und dem großteils verfüllten äußeren Graben lässt sich die Wehrhaftigkeit kaum noch erahnen. Der wieder vorhandene Baumbewuchs wurde im Mittelalter unterdrückt, um Verstecke für Angreifer zu verhindern. Bessere Vorstellung gibt das Modell, welches in der Sakristei der Kirche zu sehen ist.

2. Die Grafen Mansfeld
2.1 Das Adelsgeschlecht
Das sächsisch-thüringische Grafengeschlecht ist seit dem 11. Jh. bezeugt. Die alten Grafen von Mansfeld, deren Geschlecht 1229 erlosch, wurden von den Herren von Querfurt beerbt. Diese waren durch den Kupferbergbau bis ins 16. Jh. sehr begütert. Als der Mannesstamm 1780 erlosch, fiel die Grafschaft teils an Preußen, teils an Kursachsen; der sächsische Anteil wurde 1815 auch preußisch. 3

2.2 Albrecht VII.
Graf Albrecht, Begründer der Linie Hinterort, lebte von 1480 bis 1560 (Grabstein in der Kirche, Foto rechts). Gemeinsam mit seinem Bruder Gebhard wandte er sich schon früh der lutherischen Lehre zu. Er führte sie während des ersten Jahrzehnts der Reformation in den ihn unterstehenden Gebieten seiner Grafschaft ein. Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes und dem Tod Martin Luthers, der lange in den Streitigkeiten mit seinen Vettern vermittelt hatte, kam es zum endgültigen Bruch mit ihm. Im Schmalkaldischen Krieg kämpfte Albrecht als Heerführer des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen gegen Herzog Erich von Braunschweig. Nach seiner Niederlage wurde er vom Kaiser aller Besitzungen für verlustig erklärt, jedoch nach erneuten Kämpfen durch den Passauer Vertrag restituiert und gelangte 1555 wieder in den Besitz seiner alten Rechte.
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2.3 Peter Ernst I.
Fürst Peter Ernst lebte von 1517 bis 1604 oder 1606. Er war Edelknabe am Hofe Kaiser Ferdinands I. und trat früh in Kriegsdienste. 1535 nahm er am Zug Kaiser Karls V. gegen Tunis teil. Er hatte verschiedene militärische Ämter inne und wurde 1545 Statthalter und Befehlshaber des Herzogtums Luxemburg. Seit 1546 Ritter des "Ordens vom Goldenen Vlies" beteiligte er sich im Krieg 1552 gegen Heinrich II. von Frankreich. Nach der Meuterei in der Festung Voix wurde er gefangen genommen und 1557 entlassen. Er war im selben Jahr Gesandter auf dem Reichstag zu Regensburg. 1558 konnte er die französischen Truppen aus Luxemburg vertreiben. Während des Aufstandes der Niederlande trat Peter Ernst in Kontakt zu Alexander Farnese, bekleidete bis zur Ankunft von Herzog Alba wichtige Befehlshaberstellen in Brüssel und Antwerpen. 1572 wurde er von König Philipp II. von Spanien zum Feldmarschall und Mitglied des Großen Staatsrates der Niederlande ernannt. Er kämpfte unter Don Juan d'Austria und Farnese, nach dessen Tod er Stadthalter war, von 1592 bis 1594. Kaiser Rudolf II. erhob ihn für seine Verdienste in den Reichsfürstenstand.

2.4 Karl
Karl, Bruder von Ernst II., lebte von 1543 bis 1595. Er trat früh ins spanisch-habsburgische Heer ein und kämpfte unter dem Befehl seines Vaters Peter Ernst I., später unter Herzog von Alba in den Niederlanden. Gegen seines Vaters Willen trat er in französische Dienste, diente nach seiner Rückkehr in den Niederlanden unter Don Juan d'Austria und Alexander Farnese; er wurde 1582 Oberst. Karl zeichnete sich in den Kämpfen gegen die Aufständischen im flandrischen Gent und Antwerpen aus. Er war seit 1586 Befehlshaber einer eigenen Heeresabteilung und wurde von König Philipp II. von Spanien zum General und "Admiral der Niederländischen Meere" ernannt. Seit 1593 kämpfte er gegen die Türken, wurde 1595 in Prag vom Kaiser Rudolf II. zum Ritter geschlagen und wurde in der Reichsfürsten-würde bestätigt. Karl reorganisierte das kaiserliche Heer, rückte 1595 gegen das ungarische Gran vor und besiegte Mustafa Pascha.

2.5 Ernst II.
Ernst, viel jüngerer Bruder von Karl, lebte etwa von 1580 bis 1626. Er war Sohn des Kaiserlichen Statthalters von Luxemburg, Peter Ernst I. Er war für die militärische Laufbahn vorgesehen und kämpfte schon im Kindesalter gegen die Türken. 1603 erhielt er sein erstes Kommando über ein Reiterkorps, nahm am Jülich-Kleveschen Erbfolgekrieg teil und trat im Dreißigjährigen Krieg in den Dienst der Protestantischen Union. 1618 übernahm er als General der Artillerie ein Kommando in Böhmen, eroberte Pilsen und kämpfte gegen General Tilly und dem Feldherrn Karl von Bucquoi. Kurfürst Friedrich von der Pfalz ernannte ihn zum General mit unumschränkten Vollmachten zur Rückeroberung Böhmens. Nach der Niederlage der böhmischen Rebellion am Weißen Berg vor Prag verfiel er der Reichsacht, verhandelte erfolglos mit Kaiser Ferdinand II. über einen Frontwechsel und verhandelte 1622 nach einem vergeblichen Befreiungsversuch der Pfalz mit Isabella von Brüssel über einen Übertritt in spanische Dienste. Im selben Jahr schlug er Tilly bei Wiesloch, trat in den Dienst der Niederländischen Generalstaaten und schloss einen Dienstvertrag mit Frankreich ab. Bedrängt von kaiserlichen Truppen musste er über Holland nach England gehen und wurde 1626 auf dem Marsch nach Böhmen auf der Elbbrücke in Dessau von General Wallenstein besiegt. Mit französischen Mitteln stellte Ernst neue Truppen auf, die er von Venedig aus als habsburger Gegner anbieten wollte, starb aber auf dem Weg.

Text und Fotos: Manfred Maronde, Sangerhausen

Endnoten
1 Dr. Irene Roch-Lemma, Kunstführer Nr. 2260 „Schloss Mansfeld, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg, 1. Auflage 1997, Seite 15
2 aus: Dehio, Kunstführer Sachsen-Anhalt, Seite 517
3 Buch: Neues Großes Volkslexikon, Fackelverlag G. Bowitz GmbH Stuttgart 1979, Band 6, Seite 372
4 Buch: Deutsche Biografische Enzyklopädie (DBE), Verlag K. G. Saur München 1997, Band 6, Seite 599
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